Resilienz – Das „Selbstschutz-Schild“ gegen Lebenskrisen

Das Leben ist voller Herausforderungen …. auch wenn dieser Satz banal klingt, so wahr ist er. Jeder lebenserfahrene Mensch wird zustimmend nicken. Beruflicher oder privater Stress, Schicksalsschläge und radikale Veränderungen begleiten das Leben. Manchem macht auch das Leben unter Corona Bedingungen zu schaffen.

Auf die Herausforderungen des Lebens belasten Menschen unterschiedlich: Manche scheinen alles problemlos wegzustecken, andere kommen in einen Burn-Out oder eine Depression. Auch lassen sich viele körperlichen Leiden auf die Psyche zurückführen. Man denke dabei zum an Beispiel an Blutdruck-, Herz oder Rückenprobleme.

Die Fähigkeit mit Belastungen des Lebens umzugehen, wird mit Resilienz beschrieben. Resilienz ist eine besondere Kraft der Psyche, Belastungen auszuhalten – eine ausgeprägt lebensmutige Haltung.

Ein resilienter Mensch lässt sich durch Schicksalsschläge nicht aus der Bahn werfen. Resilienz ist die Fähigkeit, gelassener auf Stress auslösende Reize zu reagieren. Das heißt, wir können Stress entweder ausweichen oder minimieren durch eine starke Resilienz. Sie funktioniert wie ein mentales Immunsystem gegenüber den Einflüssen, die uns auf Dauer krank machen.

Resiliente Personen besitzen auch die Fähigkeit, Möglichkeiten dort zu ergreifen, wo sie sich bieten. Doch dort, wo sich jedoch keine Möglichkeiten bieten, z. B. in wirtschaftlichen Dauerkrisen, sind selbst resiliente Personen machtlos.

Das negative Gegenstück zur Resilienz wird Vulnerabilität genannt. Vulnerabilität bedeutet, dass jemand besonders leicht durch äußere Einflüsse seelisch zu verletzen ist. Vulnerable Personen neigen besonders stark dazu, Erkrankungen zu entwickeln.

Aber was macht „dickfellig“ bzw. belastbar im Umgang mit den Widrigkeiten des Lebens – was macht resilient?

Resilienz ist trainierbar
Forschungen gehen von einer von einer Kombination von genetischer Disposition, individuellen Rahmenbedingungen und psychische Konstitution aus. Die wichtigste Erkenntnis ist jedoch: Resilienz kann man üben. Auf welchen Weg das geht, dazu gibt es verschiedene „Trainings“-Modelle.

Die innere Haltung für Resilienz nimmt eine wichtige Rolle ein. Unsere Gedanken und Einstellungen gegenüber der Außenwelt und uns selbst gegenüber haben einen großen Einfluss darauf, wie wir Stressoren begegnen.

Um uns unserer Gedanken und Einstellungen bewusst zu machen und zu verändern, wurden Modelle entwickelt. Eines davon ist das „sieben Säulen Resilienz-Modell“. Oft werden sie als Wurzeln eines Baumes dargestellt, da sie zusammen als Grundlage für die Resilienz verstanden werden.

Die Wurzeln der Resilienz

Achtsamkeit: Sich der Situation und seiner selbst bewusst sein.

  1. Akzeptanz: Annehmen der Situation Optimismus:
  2. Optimismus: Das Vertrauen darauf, daß Krisen kein Dauerzustand sind.
  3. Selbstwirksamkeit: An seine Handlungsfähigkeit glauben.
  4. Kreatives Lösungsdenken: Flexibel auf Veränderungen reagieren.
  5. Beziehungspflege: Netzwerke bedeuten Hilfe und Sicherheit.
  6. Zielorientiertes Agieren: Motiviert Handeln, eigene Grenzen akzeptieren, Hilfe annehmen

Resilienz-Training in der Natur

In der Natur ist es für Menschen aus der Zivilisation einfacher den Alltag hinter uns zu lassen und uns auf unser Inneres zu konzentrieren.

Der Anblick, die Geräusche, der Geruch, das Gefühl eines fließenden Gewässers, eines Baumes, eines Käfers oder alles in Kombination mit einem Sonnenuntergang, löst etwas in uns aus. Grüne, naturnahe Umgebung und Geräusche und Zivilisationsferne lassen uns entspannen, weil wir Sicherheit spüren. Es fällt dann leichter den Geist zu öffnen und neuen Gedanken Raum zu geben.

Achtsamkeit ist einer der Schlüssel zur Veränderung. Achtsamkeit bedeutet Bewusst machen, die Voraussetzung für Veränderung. Diese Achtsamkeit kann in der Natur geübt werden.

Kritik an den Modellen

Die gefühlte Aufforderung seine Resilienz selbst in die Hand zu nehmen führt zur Kritik. Viele psychotherapeutische Ansätze und Managementtraining bauen darauf auf, dass negative Lebensereignisse als Chance zu emotionalem Wachstum begriffen werden müssen. Gelingt das eine(r)m Betroffene(n) nicht, gilt er/sie als gescheitert. „Sei resilient!“ werde so zur „Aufforderung, die eigene Sensibilität zu verlernen und sich gegen die Zumutungen unzumutbarer Lebensbedingungen zu immunisieren“.

Es gibt Kritiker, die in der allgegenwärtigen Verwendung des Resilienz-Begriffs einen Hinweis auf die Tendenz zur Individualisierung gesellschaftlicher Risiken und zur Privatisierung sozialer Verantwortung sehen. Der Resilienz-Hype suggeriere, dass ein Allheilmittel gegen Krisen und Probleme aller Art gefunden worden sei.

Die Kritik am Umgang mit dem Resilienz-Begriff sieht das Problem nicht in der Stärkung der Widerstandskraft der Menschen. Man sieht vielmehr die damit einhergehenden Tendenz, ungesunde, schlechte oder zerstörende Verhältnisse als gegeben zu akzeptieren und lediglich einen Umgang damit zu finden.

Festzuhalten bleibt: Resilienz hilft mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen – man kann sie üben. Überforderung in existenziell zerstörenden Lebenslagen kann sie nicht auffangen – dann ist es wichtig auf soziale Solidarität vertrauen zu können