Interview mit Nikolai Kalinke, Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.

Guten Tag, Herr Kalinke. Mein Name ist Andreas Schwab. Ich bin als Dozent und Trainer für die Deutsche Akademie für Waldbaden und Gesundheit tätig. Da der Wald eine wesentliche Grundlage unserer täglichen Arbeit ist, möchten wir gerne die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mit seinen jeweiligen Landesverbänden in unserem Newsletter vorstellen, um noch mehr Menschen für Ihr Anliegen zu interessieren und über Ihre Arbeit zu informieren. Herr Kalinke, welche fünf Fakten sollten wir unbedingt über die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Rheinland-Pfalz kennen?

  • Wir sind der einzige eingetragene Naturschutzverband in Rheinland-Pfalz und Deutschland, der sich nahezu ausschließlich für den Schutz und den Erhalt der Wälder im Bundesgebiet einsetzt.
  • Seit unserer Gründung im Jahr 1947 (Bund) bzw. 1949 (RLP) setzen wir uns nicht nur für den praktischen Waldschutz ein, sondern beziehen von Beginn an die Bürgerinnen und Bürger in unsere Aktionen mit ein, damit ist der Bereich Umweltbildung für uns eine genau so wichtige Säule wir der Erhalt unserer Wälder.
  • Wir sind eine Gemeinschaft von engagierten Waldschützern, die die Schönheit und Gesundheit des Waldes erhalten wollen, gleichzeitig aber auch die waldschonende Nutzung befürworten.
  • Wir wollen das Verhältnis der Menschen zum Wald verbessern, denn die Menschen und vor allem die Jugendlichen, entfremden sich von der natürlichen Umwelt immer mehr.
  • Wir sehen uns als Anwalt für die Natur und wollen die natürlichen Lebensgrundlagen für Mensch, Tiere und Pflanzen erhalten.

 

Was unterscheidet den Wald in Rheinland-Pfalz vom Wald im restlichen Deutschland?

Zunächst einmal die Fakten: 42,3 Prozent der Landesfläche ist Wald, damit sind wir Spitzenreiter. In keinem anderen Bundesland gibt es entsprechend der Landesfläche so viel Wald. Rechnerisch stehen jedem/jeder Rheinland-Pfälzer*in ca. 2.100 m² Wald zu Verfügung. Eine weitere Besonderheit ist die Verteilung: 46,1 % der Wälder sind in kommunaler Hand, 26,7 % sind Privatwald, 25,6 % sind Staatwald und 1,6 % Staatswald des Bundes. Damit liegt die wirtschaftliche Richtung immer auch bei den zahlreichen z.T. ehrenamtlichen Gemeinderäten. Hier kann sich (theoretisch) jeder einbringen und so unsere Wälder mitgestalten. Abgesehen davon gehören die Wälder in Rheinland-Pfalz auch zu den schönsten (…lacht…) und sind damit ein beliebtes Ausflugsziel für Groß und Klein.

 

Wie sieht Ihre Arbeit für die SDW ganz konkret aus?

Die SDW setzt sich zum einen für den Erhalt und die Mehrung der Wälder in Rheinland-Pfalz ein. Hierzu sitzen wir in diversen Ausschüssen und Gremien zusammen, um dem Wald eine Stimme zu geben. Weiter organisieren wir Aufforstungsprojekte und Pflegeeinsätze. Allein im vergangenen Jahr 2020 konnten wir dank zahlreicher Spenden – herzlichen Dank auch noch einmal an dieser Stelle für die Spenden aus der Aktion Deutschland-geht-Waldbaden – über 120.000 Bäume in Rheinland-Pfalz pflanzen und ca. 5 Hektar neuen Wald begründen. Hinzu kommen zahlreiche Umweltbildungs-projekte die den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Bedeutung des Ökosystems Wald verdeutlichen sollen und zum Engagement anregen sollen.

 

Wer unterstützt Sie dabei vor Ort?

Natürlich unsere Mitglieder, im Besonderen die zahlreichen Waldpädagogen*innen, aber auch Mitgliedsgemeinden und Kommunen die sich für den Wald einsetzen. Wir arbeiten seit Gründung eng mit Landesforsten Rheinland-Pfalz zusammen und unterstützen uns gegenseitig in einer gewachsenen Kooperation in vielen Bereichen.

 

Welches ist die dringlichste Aufgabe für dieses Jahr?

Dieselbe wie bereits seit einigen Jahren: Aufmerksamkeit für die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Wälder herstellen! Und natürlich unsere Wälder auf die Veränderungen des Klimas anzupassen. Hierbei sollte die oberste Maxime immer die Hilfe zu Selbsthilfe sein. Als SDW pflanzen wir nie vollflächig Kahlflächen oder Freiflächen auf, sondern geben lediglich Starthilfe. Auch die Begründung von Reinbeständen lehnen wir entschieden ab!

 

Mit welchen Aktionen und Aktivitäten gehen Sie das an?

Wir entwickeln neue Umweltbildungsprojekte, die darauf abzielen, möglichst nachhaltig mit den Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Also nicht „nur“ eine Führung mit einer Schulklasse oder Kitagruppe durch den Wald, sondern möglichst über einen langen Zeitraum. Nur so kann ein Bewusstsein für den Ernst der Lage aufgebaut werden, ohne die Kinder mit Horrorszenarien vom Weltuntergang zu konfrontieren. Es ist nie zu spät zu handeln, oder wie es in einem alten afrikanischen Sprichwort heißt: „Die besten Zeit einen Baum zu pflanzen war vor 30 Jahren, die zweitbeste ist jetzt!“. Unsere Aufforstungs- und Baumpflanzaktionen finden immer als öffentliche Veranstaltung statt, so kann jeder mit anpacken und seinen Beitrag leisten.

 

Die Gemeinschaft der Anbieter für Waldbaden hat im vergangenen Jahr die Aktion „Deutschland geht Waldbaden“ veranstaltet und die Einnahmen an die SDW -Landesverbände gespendet. Wofür werden die Spendengelder aus diesem Jahr in Rheinland-Pfalz eingesetzt?

Borkenkäfer, Trockenheit und Sturm haben in den vergangenen Jahren erhebliche Schäden in den Wäldern in Rheinland-Pfalz angerichtet. Diese zu beseitigen bedarf es noch viel Zeit und Geduld. Die Hälfte der Gelder sollen in Aufforstungsprojekte investiert werden, um in besonders hart betroffenen Regionen in Rheinland-Pfalz (z.B. der Westerwald) schnell die Freiflächen zu schließen. Die andere Hälfte wollen wir in Umweltbildungsprojekte zu investieren, um den Entscheidungsträgern von morgen die Bedeutung unserer Wälder zu zeigen.

 

Bisher haben wir über den Wald und die SDW gesprochen. Gerne möchte ich aber auch Sie, Herr Kalinke, unseren Lesern noch etwas besser vorstellen und frage daher wie zu Beginn: Welche fünf Fakten sollten wir über Sie kennen?

  • Mein Name ist Nikolai Kalinke, ich bin seit 2016 hauptamtlicher Landesgeschäftsführer der SDW Rheinland-Pfalz.
  • Ich habe in Göttingen Forstwirtschaft und im Nachgang Forstwissenschaften mit den Schwerpunkten Waldnaturschutz und Ökosystemmanagement studiert.
  • Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder, einen Hund und 7 Hühner.
  • Ich wohne in Bockenheim an der Weinstraße, bin gebürtiger P(f)älzer und damit Freund der geselligen Gemütlichkeit mit „Weck, Worschd un Woi“.
  • Meine Leidenschaft für den Wald habe ich bereits früh entdeckt. Seit ich 8 Jahre bin engagiere ich mich bei den Pfadfindern; mit diesen habe ich nicht nur sehr viel Zeit in den Wäldern der Welt verbracht, sondern auch schon früh Verantwortung als Gruppenleiter übernommen. Ich engagiere mich auch privat in diversen Vereinen, so bin ich Vorsitzender des Fördervereins Pfadfinder Ellerstadt und stellv. Vorsitzender der Landesaktions-gemeinschaft Natur und Umwelt e.V. (LAG). Ich spiele gerne Gitarre und gehe natürlich auch privat noch unglaublich gerne durch unsere Wälder wandern. Besonders gerne im Pfälzerwald mit seiner ausgeprägten Hüttenkultur (Danke an dieser Stelle an alle Pfälzerwald Hütten ). Das waren jetzt sogar mehr als 5 Fakten!

 

Vielen Dank für die interessanten Fakten und das tolle Interview. Wir wünschen dem Landesverband und Ihnen viel Erfolg bei Ihrem täglichen Einsatz für den Wald in Rheinland-Pfalz!